Archäologische Grabungen beim K4

Auf dem Gelände des ehemaligen Augustinerklosters finden derzeit Ausgrabungen statt. Manchmal bleiben Passanten stehen und werfen neugierige Blicke auf das Grundstück, denn mit Grabungen wird oft das Entdecken von historischen „Schätzen“ verbunden. Wir haben den Verantwortlichen ein paar Fragen zur „Schatzsuche“ gestellt.

Ute Scholz, du bist Geschäftsführerin der Asinoe GmbH, die mit der Ausgrabung auf dem Gelände des ehemaligen Augustinerklosters beauftragt ist. Sucht ihr nach etwas Bestimmten?

Die Ausgrabung wird durch geplante Baumaßnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Klosters veranlasst. Wegen des Baus der Tiefgarage wird nun auch der ehemalige Hof des Klosters untersucht. Dort befanden sich Gebäude aus dem 19. Jahrhundert (ehemalige Kaserne), deren Innenleben wir nun erforschen können. Zudem gibt es ältere Strukturen aus dem 16. bis 17. Jahrhundert, darunter Gebäudereste und Befunde der Infrastruktur (Brunnen, Arbeitsgruben, Wege, Pflasterungen) des Klosters.

Das Bestandsgebäude des Augustinerklosters ist in seiner heutigen Erscheinung hauptsächlich in der Barockzeit entstanden. Es könnten sich im heutigen Hof auch Baustrukturen des mittelalterlichen Klosters erhalten haben.

Katharina Zimmermann, als Projektleiterin vor Ort hast du das große Ganze und auch die Details immer im Blick. Wie geht ihr bei der Ausgrabung vor?

Bei einer archäologischen Grabung wird nach Schichten von jüngsten zum ältesten Bodeneingriff gearbeitet. Dabei werden die einzelnen Schichten fotografiert, vermessen, verbal beschrieben und teilweise auch in 3D aufgenommen. Dadurch werden größere Strukturen erkennbar gemacht, wie Gebäude, Brennöfen, Brunnen, Arbeitsbereiche, Gartenanlagen etc. Die Funde werden diesen Strukturen und Schichten dann zugeordnet und in einer Datenbank verknüpft. Auf Basis der Analyse dieser Daten werden Interpretationen über die Nutzung des Areals gemacht.

Was sind für euch bis jetzt die Highlights der Grabung beim K4 gewesen? Und wie lange werden die Grabungen noch dauern?

Eine archäologische Grabung ist grundsätzlich keine Schatzsuche. Wir sichern und dokumentieren die Hinterlassenschaften des Alltags, in baulicher Form wie auch in den kleinteiligen Objekten, die verloren wurden oder als Abfall entsorgt wurden. Als Highlights aus dem Fundmaterial sind bisher ein Medaillon, eine Sammlung von Töpfchen mit erhaltenen Farbpigmenten, ein verzierter Besteckgriff aus Bein und diverse Pfeifenkopffragmente zu nennen.

Auf den Fotos kann man sehr viele Mauerreste erkennen. Aus welcher Zeit stammen diese Mauern?

Die Mauern stammen im Westen von Bauten aus dem 18. / 19. Jahrhundert, die in den Klostergarten gesetzt wurden. Das Gebäude mit mehreren Räumen wurde ab 1918 als Kaserne benutzt, jedoch dürften einzelne Räume bereits vorher für das Kreisamt ab 1808 als Bürogebäude und Erziehungshaus erbaut worden sein. Ältere Strukturen datieren auch in die Frühe Neuzeit, etwa die Mauer zum Nachbargrundstück. Beim Grabungsstand im Dezember zeigten sich bereits einzelne Mauern, die in das Mittelalter datieren.

Wie tief oder in welche Zeit werdet ihr euch beim K4 noch graben?

Unsere Grabungstiefe ist von der Tiefe der Baumaßnahme vorgegeben, d.h. wir graben bis in die Tiefe, die von der Bautätigkeit zerstört werden wird. In diesem Fall wird es die Endtiefe der geplanten Tiefgarage sein. Es werden bis zur Endtiefe nun vermutlich die mittelalterlichen Befunde des Klosters vorherrschen.

Wenn man keine „Schätze“ entdeckt, welchen Wert haben solche Grabungen für die Wissenschaft oder Stadtgeschichte?

Die Dokumentation von Befunden zeigt uns den Aufbau von Baustrukturen und die Nutzung des Klosters über die verschiedenen Zeiten hinweg. Fundobjekte zeugen von Aktivitäten der Menschen, die nicht in bildlichen oder schriftlichen Quellen verzeichnet sind. Keramik und Tierknochen zeugen von Ernährungsgewohnheiten, Kachelfragmente von der ehemaligen Ausstattung der Räume.

Vielen Dank für das Interview.

Fotos (c) Asinoe GmbH