MUTATIS MUTANDIS im augusteum

Eine zeitgenössische Kunstinstallation als Statement zum Wandel der ehemaligen Augustinerkirche

Im Mai 2024 wurde die Künstlerin Sziliva Ortlieb gebeten, eine Installation zur Verhüllung der Kanzel für das augusteum zu kreieren. Der Wandel hin zu einer neuen Nutzung und eine Thematisierung des Dialogs im neuen Kulturraum sollte sichtbarer werden. Gewünscht war ein temporäres zeitgenössisches Kunstwerk, das sich in die barocken Kunstschätze einfügt. Entstanden ist ein Kokon aus Papierbahnen, in schwarz-grau gehalten, dem drei rote Bahnen gegenüberstehen. In Zukunft sollen in regelmäßigen Abständen zeitgenössische Kunstinstallationen ihren Platz im augustuem finden. Doch was sagt die Künstlerin selbst zu ihrem Werk? Wir haben Sie geben, uns einige Fragen zu beantworten.

Szilvia, welchen Titel trägt dein Werk in der ehemaligen Augustinerkirche? Und warum hast du dich gerade für diese Farben entschieden?

Die Installation trägt den Titel „mutatis mutandis“, also übersetzt: „mit den nötigen Änderungen“. Die Farbbedeutung von Rot ist sehr vielseitig. Die Farbe steht für Liebe, Leben und Leidenschaft, aber auch für Wut und Durchsetzungsvermögen. Rot war für die ersten Kunstwerke der Menschheit, neben Schwarz, der einzig verfügbare Farbstoff. Somit gehörte er zu dem ersten Farbton, mit dem Wände geschmückt wurden. Deshalb habe ich mich bei der Gestaltung der Bahnen für die Rotschattierungen entschieden. Die Überschneidungen und Kreuzungen symbolisieren die unzähligen Begegnungen und Gespräche, die an diesem Ort bereits stattgefunden haben und gewiss noch stattfinden werden.

Die Farbe Schwarz hingegen bezieht sich auf das Verborgene, Geheimnisvolle und Unbekannte und erzeugt dadurch ein Mysterium. Schwarz vermittelt symbolisch häufig ein Ende, aber das Ende impliziert immer einen Neuanfang. Schwarz steht außerdem für Abwesenheit, daher erschien mir sehr passend die Kanzel in dieser Farbe als Kokon „einzupacken“.

Warum sollte die Installation, die Verhüllung, wie ein Kokon wirken?

Weil ein Kokon eine perfekte Metapher für Änderung und Veränderung ist. Innerhalb der Puppe entwickelt sich ein wunderschöner bunter Schmetterling, der wiederum auf die künftigen vielfältigen, kulturellen Veranstaltungen hinweisen will.

Gegenüber dem „Kanzelkokon“ hängen 3 lange Papierbahnen. Warum hast du die Installation auf der anderen Seite ergänzt?

Die Papierbahnen können als eine Art Prophezeiung für langanhaltende künftige Erfolge gesehen werden, aber auch als eine gewisse versöhnliche Annäherung mit der Vergangenheit. Wenn gerade keine Veranstaltungen stattfinden, nähern sich die Fahnenrollen der Verhüllung an. Denn die Kanzel war früher ein Ort, von dem nur bestimmte Personen zum Volk reden durften, noch dazu etwas höher platziert als die Zuhörer, wodurch nicht zufällig ein Eindruck von „oben herab“ entstanden ist. Künftig zieht die Kreativität in die ehemaligen Augustinerkirche ein und bietet Raum für künstlerische Darbietungen aller Art. Ein Neubeginn, wie das eben bei einem Kokon auch der Fall ist. Man ist gespannt und in freudiger Erwartung.

Danke für das Gespräch, Szilvia!

www.szilviaortlieb.at

Fotos
© k4 augusteum
© Clara Maria Fickl