Ein wenig bekannter Johannes

Über die Darstellung eines Heiligen, der im Barock vielfach verehrt wurde.

Wer beim „augusteum“ vorbeigeht, wird neben der ehemaligen Kirche beim Eingang zum Kloster eine Nische mit mehreren Figuren entdecken. Die Darstellung könnte vielleicht etwas eigenartig wirken, da wir heute mit der christlichen und barocken Darstellung nicht mehr vertraut sind. Zu sehen ist hier der heilige Johannes von San Facundo (oder Johannes Gonzales von Sahagun, 1430-1479), ein Augustiner Eremit, dessen Gedenktag heute am 12. Juni ist.

Er hält einen Kelch in der Hand, aus dem die Figur des Jesuskindes herausschaut. Diese Darstellung war bei den Augustiner Eremiten recht weit verbreitet und ist auch ein Attribut des Heiligen. Nur wenige Jahrzehnte vor dem Bau der Augustinerkirche wurde er heiliggesprochen und war deshalb bekannter als heute vielleicht angenommen.

Es scheint so, als würde der Heilige auf einem Menschen stehen. Die Person unter dem Heiligen ist aber kein Mensch, sondern steht für die Hartherzigkeit, die ein Herz verzehrt. Eine Personifikation, die im Barock sehr geläufig war. Sie kann als „versteinertes Herz“ gelesen werden, die der „Lebendigkeit der Macht Christi“, dargestellt mit dem Kelch, gegenübersteht. Der Brunnen mit dem Knaben ist Teil der Legende des Heiligen, der durch sein Gebet einen Knaben rettete und diesen auch an seinem Gürtel herauszog.

Die Statue stammt wohl aus dem 2. Viertel 18. Jh., aus der Zeit des Klosterneubaus.

Auch wenn in der Vergangenheit die Szene anders gedeutet wurde, kann nun durch neuere Recherche von Fachleuten der ÖAW die Darstellung des heiligen Johannes von San Facundo als sehr wahrscheinlich gelten.